Brassaï


Auf seinen nächtlichen Streifzügen durch das Pariser Milieu lernte er Künstler und Schriftsteller kennen und fotografierte die Bohème. "Das Auge" von Paris nannte ihn sein Freund Henry Miller und seine nächtlichen Aufnahmen der Metropole machten ihn weltberühmt.



Von Budapest über Berlin nach Paris

Gyula Halasz (1899-1984) stammt aus Brasso in Transsilvanien, das damals noch zu österreich-Ungarn gehörte.
In Budapest besuchte er die Kunstakademie und ab 1921 in Berlin Charlottenburg die Universität.
Mit 25 erfüllte er sich einen Traum und zog in das Pariser Künstlerviertel auf den Montparnasse.
Er fertigte Skulpturen, zeichnete und schrieb als Journalist für mehrere deutsche und eine ungarische Zeitung.
"Jede Art von Spezialisierung war mir immer ein Graus. Darum habe ich ständig mein Ausdrucksmedium gewechselt", sagte Brassaï einmal.



Der Nachtschwärmer

Er entdeckte die Ausdrucksmöglichkeit der Fotografie (1929). Abends stürzte er sich ins Nachtleben und traf Henry Miller, über den er ein Buch geschrieben hat.
Einerseits fotografierte er auf seinen Streifzügen das Milieu und andererseits von Laternenschein erhellte leere Straßen.
"Mein Ehrgeiz hat immer darin bestanden, einen bestimmten Aspekt der Stadt so sichtbar zu machen, als entdeckten wir sie zum ersten Mal. Und das unterscheidet mich von einem Surrealisten".
Ein Redakteur namens Carlo Rim verhalf ihm zu seinem ersten Bildband: Paris bei Nacht. Die für die damalige Zeit absolut neuen Blickwinkel und die Ausstrahlung der Nachtaufnahmen verschafften ihm weltweite Anerkennung.



Freund aller Künstler

Aber Brassaï fotografierte auch zu Hause. Er nahm Alltagsgegen- stände von der Straße auf, vom aufgerollten Busfahrschein bis zum zerknitterten Papierschnipsel. Diese Fotos veröffentlichte die unter Surrealisten so beliebte Kunstzeitschrift Minotaure, die auch einen Artikel über Dalí von Brassaï abdruckte.
Er fotografierte die Skulpturen von Picasso und es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden.
Als der damals noch unbekannte spanische Künstler zufällig einmal eine von Brassaïs Zeichenmappe anschaute, soll er gesagt haben: "Sie sind ein geborener Zeichner. Warum machen Sie nicht weiter damit? Sie besitzen eine Goldmine
und beuten ein Salzbergwerk aus."
Auch über Picasso veröffentlichte er ein Buch.



Der Vielseitige

Während es schon zu seinen Lebzeiten etliche Fotoausstellungen von ihm in Amerika und Wanderausstellungen in Europa gab, liebte ihn Frankreich vor allem für seine Zeichnungen und Skulpturen.
Für Harper`s Bazaar fotografierte er jahrelang Reisereportagen über Griechenland, die Türkei, Italien, Spanien, Schweden, Marokko und aus den USA über Louisiana und New York.
Sogar zwei Filme hat der vielseitige Künstler gemacht und in Cannes 1956 dafür einen Preis erhalten.
Mit 75 wurde er gemeinsam mit seinem Freund Ansel Adams
zu den Les Rencontres d'Arles

eingeladen und dort vom jungen Publikum gefeiert.
Brassaï hat immer gemacht was ihm Spaß machte. Auftrags- arbeiten nahm er nur an, wenn sie ihm gefielen. Er selber sagte: "Im Grunde habe ich eine große Reportage über das menschliche Leben gemacht!"
Brassaï starb am 7. Juli. 1984 in Beaulieu sur Mer in der Nähe von Nizza. Auf seinen Wunsch wurde er auf dem Friedhof Montparnasse in seiner Wahlheimatstadt Paris beerdigt.



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